Selbsthilfefreundliches Krankenhaus: Diese Auszeichnung haben das Kepler Universitätsklinikum und das Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr bereits seit Jahren. Am 26. November wurde auch allen anderen Kliniken der Oberösterreichischen Gesundheitsholding dieses Gütesiegel verliehen.
Im Umgang mit einer schweren oder chronischen Krankheit sind Selbsthilfegruppen für betroffene Menschen (und auch für Angehörige) eine wichtige Anlaufstelle, um Unterstützung zu erhalten und zu geben. Durch den persönlichen Austausch Gleichgesinnter wird Trost gespendet, Halt gegeben, Hilfestellung angeboten und Wissen ausgetauscht. Die Angebote von Selbsthilfegruppen reichen von Gesprächsrunden, organisierten Fachvorträgen und allgemeiner sowie spezifischer Erfahrungs- und Wissensvermittlung über Workshops und Bewegungsgruppen bis hin zu Ausflügen und geselligem Miteinander.
Eine wirkungsvolle Zusammenarbeit
„Unser Ziel in Oberösterreich ist es, dass die Menschen ein gesundes und glückliches Leben führen können – und zwar bis ins hohe Alter. Selbsthilfegruppen leisten dazu einen unschätzbar wichtigen Beitrag. Angehörige von Selbsthilfegruppen sind Expert:innen in eigener Sache und somit wertvolle Partner:innen im Gesundheitssystem. Selbsthilfegruppen leisten durch ihre Arbeit eine nicht zu ersetzende Ergänzung zur so wichtigen Arbeit der Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen. Ich freue mich, dass die Zusammenarbeit zwischen den Kliniken und den Selbsthilfegruppen nun noch weiter zum Wohle der Patient:innen gestärkt wird“, sagt Gesundheitslandesrätin Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.
Die Kliniken der Oberösterreichischen Gesundheitsholding erkennen diese wichtige Rolle von Selbsthilfegruppen als komplementäre Ressource. „Selbsthilfegruppen sind aus der heutigen selbstbestimmten PatientInnenperspektive – Gott sein Dank – nicht mehr wegzudenken und ergänzen unser inhaltliches Angebot. Sie unterstützen mit ihrem erfahrungsgestützten Wissen die patient:innenorientierte Begleitung und Behandlung und sind somit eine Bereicherung in der Patient:innen-Betreuungsbeziehung“, betont der Vorsitzende der Geschäftsführung in der Oberösterreichischen Gesundheitsholding Mag. Dr. Franz Harnoncourt.
„Selbsthilfe vermittelt die Perspektive der Betroffenen: Die Teilnehmer:innen einer Selbsthilfegruppe setzen sich intensiv mit dem sie betreffenden Krankheitsbild auseinander. Erfahrungsaustausch bezüglich des Umgangs mit der Erkrankung bzw. Beeinträchtigung und wechselseitige soziale Unterstützung stehen dabei im Vordergrund. Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter:innen in den Krankenhäusern ist sehr wichtig, da sie Ansprechpartner:innen für die Betroffenen und deren Angehörige sind“, sagt Volker Hartl, Stv. Obmann Dachverband Selbsthilfe OÖ.
Auszeichnung Selbsthilfefreundliches Krankenhaus
Die Initiative Selbsthilfefreundliches Krankenhaus entstand in Oberösterreich im Jahr 2012 durch den Dachverband Selbsthilfe Oberösterreich in Kooperation mit den oberösterreichischen Krankenhäusern. Das Ziel ist, die Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus, Patient:innen und Selbsthilfegruppen zu fördern. Die Grundlage für den Erhalt der Auszeichnung definiert sich über die Erfüllung von „acht Qualitätskriterien“. Die Qualität der Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern kann dadurch bewertet werden. Das Gütesiegel wird alle vier Jahre neu überprüft.
Kriterien für ein Selbsthilfefreundliches Krankenhaus
Infrastruktur: Das Krankenhaus stellt Selbsthilfegruppen Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Gruppentreffen für zur Verfügung und bietet eine Informationsplattform sowie Präsentationsmöglichkeiten.
Aktive Information: Patient:innen bzw. deren Angehörige werden vom Krankenhaus aktiv über die Möglichkeit zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen informiert.
Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation: Das Krankenhaus unterstützt Selbsthilfegruppen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit und macht diese Kooperation auch sichtbar.
Selbsthilfebeauftragte: Eine/n Selbsthilfebeauftragte/n fungiert als Ansprechperson und Koordinator:in für Selbsthilfegruppen-Angelegenheiten.
Regelmäßiger Informations- und Erfahrungsaustausch: Es gibt einen regelmäßigen Informationsaustausch zwischen Krankenhaus (Pflegepersonal, Ärzt:innen etc.) und Selbsthilfegruppen bzw. dem Dachverband Selbsthilfe OÖ.
Fort- und Weiterbildungen: Die Mitarbeiter:innen im Krankenhaus werden im Zuge von Fort- und Weiterbildungen über die Arbeit der Selbsthilfegruppen informiert.
Mitwirkung an Projekten: Selbsthilfegruppen können bei patient:innenrelevanten Projekten ihre Erfahrungen einbringen.
Vereinbarung: Die schriftliche Kooperationsvereinbarung zwischen dem Dachverband Selbsthilfe OÖ und dem Krankenhaus über die Art und den Umfang der Kooperation wird als Vereinbarung unterzeichnet
OÖG Kliniken und KUK als Selbsthilfefreundliche Krankenhäuser ausgezeichnet
Das Gütesiegel Selbsthilfefreundliches Krankenhaus ist eine Auszeichnung für jene Krankenhäuser, die aktiv gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen unterstützen und damit wesentlich zur Gesundheitskompetenz der Patient:innen beitragen. Am 26. November erhielten diese Auszeichnung alle Kliniken der oberösterreichischen Gesundheitsholding:
- Kepler Universitätsklinikum Linz
- Klinikum Freistadt
- Klinikum Rohrbach
- Klinikum Schärding
- Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr |Kirchdorf
- Salzkammergut Klinikum Bad Ischl | Gmunden | Vöcklabruck
Als eines der ersten Krankenhäuser Oberösterreichs hat das Kepler Universitätsklinikum das Gütesiegel bereits im Jahr 2012 verliehen bekommen. Das Klinikum bemüht sich dementsprechend bereits seit Jahren um eine gute Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen aus dem medizinischen, psychischen und sozialen Bereich. Dadurch soll Patient:innen eine über das Krankenhaus hinausragende Betreuung geboten werden.
Das Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr wurde erstmals im Jahr 2018 ein Selbsthilfefreundliches Krankenhaus. Derzeit kooperieren verschiedenste Selbsthilfegruppen mit dem Klinikum und stehen einer Strukturierung und Intensivierung der Zusammenarbeit äußerst positiv gegenüber. Jene Kliniken, die nun neu mit dem Gütesiegel Selbsthilfefreundliches Krankenhaus ausgezeichnet werden veranstalteten Vernetzungstreffen mit Selbsthilfegruppen. Ziel war ein Kennenlernen, Vernetzen und der Aufbau von Kooperationen. Bei Aktionstagen stellten Selbsthilfegruppen an den Kliniken ihre Arbeit für Patient:innen und Mitarbeiter:innen vor und informierten über ihr Angebot. Weitere Aktionstage sind bereits in Planung.
Die Kliniken der OÖG verfügen jeweils über eine Selbsthilfekontaktstelle. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfegruppen, dem Klinikum, interessierten Patient:innen und Angehörigen, niedergelassenen Fachkräften und externen Stellen zu verstärken. Unterschiedlichste Berufsgruppen vermitteln gerne einen Kontakt zu Selbsthilfegruppen und stehen für deren Zusammenkünfte als Ansprechpartner:innen und Vortragende zur Verfügung.
„In meiner Funktion als Selbsthilfebeauftragte weiß ich, durch die Kooperation mit den Selbsthilfegruppen, viel besser Bescheid über die spezifischen Herausforderungen der Betroffenen, mit den jeweiligen Diagnosen, ihren alltäglichen Auswirkungen und Folgeerscheinungen – und kann gezielt auf eine passende Selbsthilfegruppe oder Unterstützungsmöglichkeit verweisen. In den letzten eineinhalb Jahren durfte ich auch beim Aufbau der Selbsthilfebeauftragten der oberösterreichischen Gesundheitsholding unterstützend tätig sein – das hat mich sehr geehrt und uns kooperativ natürlich sehr zusammengeschweißt. Wir unterstützen gerne und freuen uns über die Auszeichnung, denn es ist eine Wertschätzung für alle Beteiligten und zeigt uns auch, dass wir mit dieser sinnstiftenden Kooperation auf dem richtigen Weg sind“, betont Mag.a Monika Kern, PMML, Leitung Klinische Sozialarbeit, des Gewaltopfer-Betreuungsteams sowie des Teams der Selbsthilfebeauftragten am KUK
„Meine Erfahrung als Mitarbeiterin des Pyhrn-Eisenwurzen Klinikums Steyr ist, dass durch eine kontinuierliche und auf ein wertschätzendes Miteinander basierende Kooperation mit externen Partner:innen im Gesundheits- und Sozialsektor, das erreicht werden kann, was wir alle wollen: Eine gute und sinnvolle Behandlungs- und Betreuungsqualität für uns Menschen zu ermöglichen. Selbsthilfegruppen stellen für mich dabei eine ganze wichtige Säule dar, weshalb sie für mich ein sehr wichtige Kooperationspartner:innen sind“, sagt Gabriela Simmer, MA, Selbsthilfebeauftragte am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr.
„Selbsthilfegruppen sind eine wichtige Ressource für kranke Menschen und eine wertvolle Ergänzung für das professionelle Gesundheitssystem. Sie kombinieren Fachwissen mit Erfahrungswissen, das ist für uns das Erfolgsrezept gelungener Selbsthilfearbeit. Wir freuen uns sehr, dass sich heuer alle OÖG Kliniken um die Auszeichnung Selbsthilfefreundliches Krankenhaus bemüht haben. Von einer nachhaltigen Zusammenarbeit können beide Seiten profitieren – das Krankenhaus und die Selbsthilfe“, ergänzt Manuela Bruckmüller, Geschäftsführung Selbsthilfe Oberösterreich
Ein Gewinn für alle Beteiligten
Die Zusammenarbeit zwischen selbsthilfefreundlichen Krankenhäusern und Selbsthilfegruppen bietet zahlreiche Vorteile:
Verbesserte Patient:innenversorgung: Selbsthilfegruppen bieten emotionale Unterstützung und teilen wertvolle Erfahrungen, die Patient:innen helfen können, mit ihrer Krankheit besser umzugehen. Eine wertschätzende Zusammenarbeit wirkt sich jedenfalls positiv auf die Gesundheit der Menschen aus.
Ergänzende Expertise: Selbsthilfegruppen bringen das Wissen und die Erfahrungen von Betroffenen ein, was die medizinische Versorgung ergänzen und verbessern kann.
Förderung der Genesung: Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen kann das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patient:innen steigern, was sich erfolgreich auf den Genesungsprozess auswirkt.
Das ärztliche und pflegerische Handeln wird durch das Erfahrungswissen der Selbsthilfegruppen bereichert:
Soziale Unterstützung: Selbsthilfegruppen bieten ein Netzwerk, das soziale Isolation verhindern und den Austausch von Informationen und Erfahrungen fördern kann.
Qualitätssteigerung: Durch die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen können Kliniken ihre Dienstleistungen besser auf die Bedürfnisse der Patient:innen abstimmen und somit die Qualität der Versorgung erhöhen.
Diese Kooperationen sind also nicht nur für die Patient:innen, sondern auch für die Gesundheitseinrichtungen selbst von großem Nutzen.
Infos und Kontakt:
Projekt Selbsthilfefreundliche Krankenhäuser in OÖ: https://www.selbsthilfe-ooe.at/news_projekte/projekt_selbsthilfefreundliches_krankenhaus/
Oberösterreichische Gesundheitsholding: Video „Was ist ein Selbsthilfefreundliches Krankenhaus” und Bildergalerie der Gütesiegelverleihung am 26.11.2024: https://www.ooeg.at/selbsthilfe
LT1 Beitrag: Kraft der Selbsthilfegruppen: https://www.lt1.at/aktuelles/kraft-der-selbsthilfe-gruppen/
Selbsthilfekontaktstelle Kepler Universitätsklinikum: https://www.kepleruniklinikum.at/patienten-angehoerige/beratung/selbsthilfegruppen/was-wir-tun/
Selbsthilfekontaktstelle Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum: https://www.ooeg.at/pek/sr/patienten/selbsthilfe#kontaktinfos
Selbsthilfekontaktstelle Salzkammergut Klinikum: https://www.ooeg.at/sk/vb/patienten/selbsthilfe
Selbsthilfekontaktstelle Klinikum Freistadt: https://www.ooeg.at/fr/patienten/selbsthilfe
Selbsthilfekontaktstelle Klinikum Rohrbach: https://www.ooeg.at/ro/patienten/selbsthilfe
Selbsthilfekontaktstelle Klinikum Schärding: https://www.ooeg.at/sd/patienten/selbsthilfe
Selbsthilfegruppen in OÖ: https://www.selbsthilfe-ooe.at/selbsthilfegruppen/
Fotos: OÖG
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