Atempausen im Schlaf, definitiv unterschätzt

Atempausen im Schlaf werden definitiv unterschätzt

Eine häufige, meist unbekannte aber heimtückische Schlafstörung ist die Schlafapnoe (=Atempausen im Schlaf). Die Krankheit wird von Betroffen oft lange nicht bemerkt, wohl aber von den Partner:innen.

Lautes Schnarchen, unterbrochen von Atemaussetzern, stört nicht nur die Nachtruhe der Partnerin/des Partners, sondern ist oft eine Vorstufe zu einer Schlafapnoe (Atempausen im Schlaf). Die Ursache liegt meist in einer Verengung der oberen Atemwege. Beim Schlafen erschlafft die Muskulatur im Rachen und die Zunge sinkt zurück. Dadurch wird der Atemfluss blockiert, die Sauerstoffzufuhr sinkt und die Atmung kann für einige Zeit aussetzen. Diese Atempausen unterbrechen den Tiefschlaf – Erholung im Schlaf ist so fast unmöglich. In der Fachsprache heißt das Phänomen „Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom“, kurz OSAS. Viele Menschen wissen nicht, dass sie betroffen sind, weniger als zehn Prozent der Schlafapnoiker:innen sind diagnostiziert. In Österreich spricht die Schlafmedizin von rund 700.000 Betroffenen. Neue Studien sehen den Anteil sogar noch viel höher.

Wenn im Schlaf die Atmung pausiert ...

Lange Atempausen bis zu zwei Minuten können im Gehirn eine Unterversorgung mit Sauerstoff bewirken, was den Körper schädigt. Vorwiegend sind Menschen über 50 Jahren betroffen, Männer häufiger als Frauen. Risikofaktoren wie etwa erhöhter Alkoholkonsum oder Übergewicht können ebenso zum Auftreten von Schlafapnoe führen wie bestimmte Medikamente, Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide oder Schlafmittel. Aber auch Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall und Diabetes können Schlapfapnoe zur Folge haben – wie übrigens umgekehrt die Atemaussetzer auch zu diesen Erkrankungen führen können. 

Müdigkeit wird oft unterschätzt

Nicht erholsamer Schlaf kann weitreichende Folgen haben, wie z. B. Tagesmüdigkeit, Konzentrationsprobleme bis hin zum Sekundenschlaf – eine der häufigsten Unfallursachen im Straßenverkehr. Von Sekundenschlaf ist die Rede, wenn man ungewollt für wenige Sekunden einschläft. Begünstigt durch Übermüdung aufgrund von nächtlichen Atemaussetzern kann das kurze Wegnicken beim Autofahren fatale Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit haben. Sekundenschlaf kündigt sich oft bereits vorher an, wie etwa mit schwer werdenden Augenlidern, brennenden Augen und durch häufiges Gähnen. Häufige Anzeichen beim Autofahren sind Probleme, die Spur zu halten und sich zu konzentrieren. Der Blick ist starr auf die Straße gerichtet, Straßenschilder, Abzweigungen werden zu spät wahrgenommen, die Straße fühlt sich „enger“ an.

Sekundenschlaf: Viele Unfälle könnten verhindert werden, wenn die Bevölkerung besser über  Schlafapnoe aufgeklärt wäre.

Wie bemerke ich Atempausen im Schlaf?

Im Anfangsstadium ist die Schlafapnoe nicht bemerkbar – im Schlaf werden die langen Atempausen und das Ringen nach Luft meist nicht wahrgenommen und die Betroffenen spüren nichts von einer Erkrankung. Betroffene mit einem klassischen OSAS schnarchen, werden plötzlich ruhig und halten inne, bis sie lautstark wieder zu schnarchen beginnen und weiter atmen. Dieser Wechsel von Schnarchen und Atemstillstand geschieht mehrmals pro Stunde. Durchschnittlich dauert ein Atemstillstand 30 Sekunden, kann aber auch eine Minute und noch länger anhalten.

Bis zu fünf Atempausen pro Stunde sind unbedenklich, fünf bis 15 weisen auf eine leichte Schlafapnoe hin, zwischen 15 und 30 besteht eine mittelgradige. Bei 20 bis 30 Atemaussetzern pro Stunde ist der Schlaf nicht mehr erholsam – ab 30 Aussetzern spricht man von einer hochgradigen Schlafapnoe. 

Wenn die Atmung so lange und so oft pausiert, wird der Köper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt – für den Organismus bedeutet dies Stress. Durch den Überschuss des Stresshormons Kortisol steigt das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Wo und wie erhalte ich Hilfe?

Neben Fragebögen zur Schlafqualität ist eine Diagnose durch ein Schlaflabor oder eine ambulante Abklärung durch Fachärzt:innen mit schlafmedizinischer Ausbildung, wie Lungen- oder HNO-Fachärzt:innen, Internist:innen oder Neurolog:innen, anzuraten. Diagnostische Ergebnisse liefert die sogenannte Polygrafie. Bei dieser Untersuchungsmethode erhalten die Patient:innen ein kleines Gerät, das man mit nach Hause nimmt. Über Nacht wird die Messung bestimmter Körperfunktionen vorgenommen, unter anderem werden die Atmung und die Sauerstoffsättigung während des Schlafs im Bett aufgezeichnet. Die ausgewerteten Daten der „Diagnosenacht“ geben Auskunft, ob und wie stark eine Schlafstörung vorliegt und welche Möglichkeiten der Therapie in Frage kommen.

Wie kann ich meinen Schlaf verbessern?

Bei leichten Atempausen reicht meistens eine Änderung des Lebensstils, wie eine Gewichtsreduktion, die Rückenlage während des Schlafs vermeiden oder ein Training der Halsmuskulatur. Auch der Verzicht auf Alkohol am Abend kann Abhilfe schaffen. Bei einer mittleren Schlafapnoe wird eine Zahnschiene oder eine Therapie mit Beatmungsgerät CPAP (Continous Positive Airway Pressure) und Maske notwendig sein. Über eine individuell angepasste Nasenmaske wird mit einem bestimmten Druck Umgebungsluft über die oberen Atemwege zugeführt – durch offene Atemwege ist ein freies Durchatmen ist wieder möglich. Wichtig ist es, die Maske für den Schlaf richtig anzupassen. Es gibt verschiedene Modelle unterschiedlicher Hersteller*innen zur Auswahl. Bei einer hochgradigen Schlafapnoe ist eine tägliche Therapie notwendig – an die sich viele Betroffene aber erst einmal gewöhnen müssen.

 

Atempausen im Schlaf?

„Viele Menschen sind von obstruktiver Schlafapnoe betroffen, wissen aber nicht, dass sie diese Krankheit haben.“

 
Josef Hoza Obmann Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Österreich
Josef Hoza Schlafapnoe Selbsthilfe

Selbsthilfegruppe Schlafapnoe

Die Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Österreich informiert seit 2010 Betroffene, Angehörige und Interessent:innen zu Symptomen, Risiken, Diagnose und Therapie.  Wir wollen Ärzt:innen und Schlafmediziner:innen unterstützen, die vielen Fragen der Neudiagnostizierten zu beantworten. Dennoch kann unsere Beratung eine ärztliche Diagnose nicht ersetzen. Zudem organisieren wir Gruppentreffen zum Erfahrungsaustausch, Informationsveranstaltungen mit Schlafexpert:innen und  Vorträge zu den Themen Schnarchen und Schlafapnoe aus der Sicht von Betroffenen. 

Wir haben Erfahrung mit dieser Krankheit und tauschen gerne unsere Expertise über CPAP-Masken und mögliche Alternativen dazu aus … möglicherweise können wir Ihnen mit Informationen weiterhelfen, die Sie nicht immer im Schlaflabor oder bei Lungenfachärzt:innen erfahren. Kommen Sie zu einem Treffen unserer Selbsthilfegruppe und reden Sie mit – auch Ihre Erfahrung kann für andere hilfreich sein.

Infos und Kontakt

Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Österreich, Gruppe OÖ:
Josef Hoza – 
Tel.: 0664 1508 624 | E-Mail. info@ssoe.at

Gerne können. Sie unseren Newsletter bestellen: http://www.ssoe.at

Videos zum Thema Schlafstörungen, Schlaflabor etc.: https://ssoe.at/videos/

Selbsthilfegruppe finden: https://www.selbsthilfe-ooe.at/selbsthilfegruppen/selbsthilfegruppe_finden/

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