Ein Burn-out entwickelt sich schleichend, von den Betroffenen oft unbemerkt oder gar ignoriert. Treffen kann es aber jeden Menschen. Eine Selbsthilfegruppe bietet die Möglichkeit sich in einem geschützten Rahmen auszutauschen!
Stress ist die Würze des Lebens … oder der Anfang eines Burn-outs? Dieses Phänomen erlangte ursprünglich als „Managerkrankheit“ zweifelhafte Popularität. Immer häufiger erschienen in den Medien Berichte über Prominente, die davon betroffen waren. So bekam Burn-out fälschlicherweise den Beigeschmack von „Exklusivität“. Nichtsdestotrotz polarisiert das Thema auch heute noch. Mittlerweile belegen unzählige Studien, dass immer mehr Menschen aus verschiedenen Altersgruppen, unterschiedlichsten Berufen und sozialen Schichten unter einem Burn-out leiden oder gefährdet sind.
Die Ursachen sind oft eine besonders hohe Belastung, chronischer Stress in Arbeit und/oder Freizeit, gepaart mit einem sehr hohen persönlichen Engagement. Unser überhitztes Lebenstempo, die innere Einstellung, die starke Überbetonung der Kopfarbeit und mangelnde Momente des Auftankens, der Ruhe und Entspannung tragen auch einen Teil dazu bei.
Die Burn-out-Falle
Die Existenz des Burn-out-Syndroms wird in unserer Gesellschaft immer wieder in Frage gestellt: Gibt es so etwas überhaupt? Und wenn nicht, was haben die Menschen, die angeblich darunter leiden, dann? Von hier an ist es nur mehr ein kleiner Schritt, Burn-out als Modeerscheinung abzutun und Betroffene als arbeitsunwillige Simulant.innen abzustempeln. Vorsicht! Denn gerade Menschen, die so denken, sind gefährdet, selbst in die Burn-out-Falle zu tappen. Der zentrale Wert in ihrem Leben ist es, Leistung zu bringen und erfolgreicher zu sein als andere: schneller höher, weiter.
Die Folge: Der Job oder eine bestimmte Aufgabe wird zum Mittelpunkt des Lebens, zur Quelle der eigenen Identität. Versagen wäre ein Zeichen von Schwäche oder Faulheit. Und so investieren sie all ihre Kraft, um den eigenen Erwartungen gerecht zu werden. Frei nach dem Motto „Geht nicht, gibt´s nicht!“ verausgaben sie sich immer mehr, bis eben letztendlich wirklich nichts mehr geht. Ausgebrannt! „Ich will weiter meine Leistung bringen, kann aber nicht mehr. Ich werde meinen eigenen Werten nicht mehr gerecht, fühle mich deshalb nutz- und wertlos.“ Zur seelischen und körperlichen Erschöpfung gesellt sich oft auch noch die Depression.
Burn-out-Syndrom: Warnsignale erkennen
Es gibt einige Symptome, doch viele Betroffene suchen erst spät oder überhaupt keine Beratung, geschweige denn wichtige psychotherapeutische Hilfe. Sei es, weil sie das Burn-out-Syndrom als Modeerkrankung abtun, sämtliche Warnsignale ignorieren oder weil sie sich schämen, weniger leistungsfähig zu sein – Gründe dafür gibt es viele. Merkmale eines beginnenden Burn-outs sind der gravierende Erschöpfungszustand auf körperlicher, emotionaler und sozialer Ebene, anhaltende physische und psychische Leistungs- und Antriebsschwäche sowie der Verlust der Fähigkeit, sich zu erholen.
Gefährdete oder Betroffene verdrängen sehr oft beginnende Burn-out-Symptome. Und vielen Menschen ist unbewusst, wie ein Burn-out entstehen kann. Dabei zeigt meist der eigene Körper ganz genau, wann es genug ist. Erste Anzeichen und auch Warnhinweise können unter anderem ebenso ein zu hoher Blutdruck, ein verändertes Hautbild, schlechte Verdauung und immer wiederkehrende Infekte sein. Auch schlechter Schlaf oder wenn kreisende Gedanken uns nicht mehr loslassen, kann in diesem Zusammenhang ein Anzeichen für eine Entwicklung in Richtung Burn-out sein.
Ein Burn-out ist nicht nur eine Phase. Treffen kann es jeden Menschen. Viele fragen sich natürlich: „Warum gerade ich?“ Sehr viel hängt von der persönlichen Einstellung ab – wie geht man mit Stress um? Aber auch das soziale Umfeld spielt eine zentrale Rolle. Die chronische Überforderung und das „Ausgebranntsein“ sind für die Psyche eine schwere ernstzunehmende Belastung, die sich über Jahre hinziehen und Folgeerkrankungen wie Depressionen und weitere psychische und physische Störungen und Erkrankungen mit sich ziehen kann.
Definition laut WHO
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Burn-out als genau definiertes Syndrom im internationalen Klassifikationssystem der Krankheiten (ICD-11) anerkannt, nicht aber als medizinische Erkrankung definiert. Der Begriff Burn-out-Syndrom wird im ICD-11 QD85 als ein berufsbedingtes Phänomen in Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz beschrieben, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Eingeordnet wird Burn-out unter dem Abschnitt QD8 „Probleme in Verbindung mit Arbeit oder Arbeitslosigkeit“ – gekennzeichnet durch drei Dimensionen:
- Gefühle der Erschöpfung
- Zunehmende mentale Distanz zur Arbeit, Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die eigene Arbeit
- Gefühle der Ineffektivität und verminderter beruflicher Effizienz
Außerhalb des beruflichen Rahmens wird das Burn-out-Syndrom im ICD-11 in der Kategorie QF27 „Schwierigkeiten oder Bedarf an Unterstützung im Haushalt und kein anderes Haushaltsmitglied, das die Pflege übernehmen kann“ erwähnt. Da stellt sich die Frage: „Kann eine Angehörige/ein Angehöriger durch die häusliche Pflege von nahen Verwandten nicht ausbrennen?“
Gegenseitiges Auffangen
Stabile soziale Kontakte sind ein wichtiger Faktor, um aus einem Burn-out heraus wieder mit Lebensfreude und Kraft in den neuen Tag hineingehen zu können. Zusätzlich zu der so wichtigen professionellen, therapeutischen Unterstützung bildet der geschützte Rahmen einer Selbsthilfegruppe für Burn-out-Betroffene (und Gefährdete) eine wichtige Anlaufstelle, wo sie ihre Probleme, Ängste und Fragen besprechen können. Sie erfahren Hilfestellung durch andere Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.
Selbsthilfegruppe „Wendekreis“
TUN und MUT, alles wird GUT! Mit diesem Leitsatz wurde die Selbsthilfegruppe „Wendekreis“ 2006 von Harald Huemer ins Leben gerufen. In seiner heutigen Form besteht der gemeinnützige Verein seit gut zehn Jahren in Traun/St. Martin. Ausgerichtet ist die Selbsthilfegruppe „Wendekreis“ auf Menschen (oder deren Angehörige) mit Depressionen, Burn-out und verschiedensten Ängsten und Problemen – in Krisen und in schwierigen Lebenssituationen. Wichtig ist, dass wir uns mit Achtung, Respekt und Anerkennung begegnen, um die anderen Teilnehmer:innen der Gruppe so anzunehmen, wie sie sind und die Gemeinschaft als Ressource für Anregungen und Hilfe nutzen.
„Rettest du ein Menschenleben, rettest du die Welt – unter diesem Motto ist bei uns jede/jeder Einzelne sehr wichtig. Und ich bin überzeugt, dass unsere Selbsthilfegruppe eine große Ressource ist. Ich helfe gerne und versuche, mit Fragen und Tipps individuell zur Seite zu stehen. Doch den eigenen Weg muss jeder Mensch selbst gehen.“
Gegenseitiger Austausch von Erfahrungen, Vermittlung von Wissen und Aneignen von Kompetenz helfen, mit den individuellen Aufgabenstellungen umzugehen und diese zu bewältigen. Oftmals finden Betroffene erst eine Lösung für die eigene Situation, wenn sie sich gegenüber anderen Menschen „öffnen“ und die Problematik ansprechen. Sie lernen, auch Hilfe anzunehmen – nicht nur die von Profis, sondern auch von Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld.
Wir treffen uns einmal pro Woche zu Gesprächsrunden, zum Musizieren oder zu kreativen Tätigkeiten. Auch Outdoor-Aktivitäten, wie therapeutisches Bogenschießen, Boccia, Minigolf, Ausflüge und kleine Wanderungen in unserer schönen Natur sind bei unseren Mitgliedern sehr beliebt.
Für unsere Selbsthilfegruppe stehen für Gruppen- und Einzelgespräche Räumlichkeiten in Traun/St. Martin zur Verfügung. Neue Interessent:innen sind herzlich willkommen. Melden Sie sich einfach gerne, wir freuen uns auf das erste Gespräch!
Infos und Kontakt
Selbsthilfegruppe „Wendekeis“ in Traun für Menschen mit Burn-out und/oder Depressionen:
Harald Huemer | Dipl. Lebens- und Sozialberater, Tel.: 0650 5512 500, E-Mail: hahu@lebensberater-hhuemer.at | https://lebensberater-hhuemer.at/selbsthilfegruppe/
Selbsthilfegruppe Burn-out Kremsmünster: Gruppentreffen am 1. Donnerstag im Monat um 19 Uhr im Haus der Generationen, Linzer Straße 7, 4550 Kremsmünster (Sommerpause: Juli und August)
Kontakt: Elisabeth Rensch | Tel.: 0650 4550 368 | E-Mail: elisabeth.rensch@gmx.at
Ralph Bartel: Diplomierter Burn-out-Prophylaxe-Trainer – bietet Seminare, Vorträge und Einzeltrainings zu den Themen Burnout und Stressbewältigung an | http://www.no-burnout.at/
Weitere Selbsthilfegruppen finden: https://www.selbsthilfe-ooe.at/selbsthilfegruppen/selbsthilfegruppe_finden/
Fotos: privat | pixabay
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